Dialog Rind Schwein

StadtLandWissen 03 2023

Welchen Einfluss hat die Erzeugung tierischer Produkte, wie Fleisch und Milch, aufs Klima? Zeit für einen Check! Alle reden vom Klimawandel. Die Landwirtschaft ist Betroffene, Verursacher und Teil der Lösung zugleich. 2022 hat der Sektor laut Umweltbundesamt 61,7 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente (CO2e) aus einem Mix an Kohlendioxid, Lachgas und Methan ausgestoßen. Das sind 8,3% der deutschen Gesamtemissionen. Wichtig zu wissen: Man unterscheidet zwischen fossilen und regenerativen Emissionen, Um den Treibhausgasausstoß in der Landwirtschaft noch weiter zu verringern, haben die Nutztierhalter in den vergangenen Jahren erfolgreiche Lösungen entwickelt. Das bestätigte das Umweltbundesamt: Die Landwirtschaft ist der einzige Sektor in Deutschland, der die Emissionsminderungsziele 2022 einhalten konnte.

Seit 2017 führt Gesa Langenberg in 14. Generation den Hof ihrer Familie. Ein Traumjob, der die 33-Jährige täglich vor neue Herausforderungen stellt

Die Liebe zur Landwirtschaft wurde Gesa Langenberg buchstäblich in die Wiege gelegt. Auf dem Bauernhof ihrer Eltern ist die studierte Agrarwissenschaftlerin als jüngste von drei Schwestern aufgewachsen. Vor fünf Jahren übernahm sie den über 450 Jahre alten Familienbetrieb.

Green, A., Nemecek, T. & Mathys, A. A proposed framework to develop nutrient profiling algorithms for assessments of sustainable food: the metrics and their assumptions matter. Int J Life Cycle Assess 28, 1326–1347 (2023). https://doi.org/10.1007/s11367-023-02210-9

Um die Nachhaltigkeit unserer globalen und lokalen Lebensmittelsysteme ganzheitlich zu bewerten, brauchen wir Methoden, die Umwelt- und Ernährungs- und Gesundheitsdimensionen kombinieren. Eine Option ist die Bewertung des Nährwertszyklus, bei der ein Nährstoff oder eine Gesundheitsmetrik in die Standard-Umweltlebenszyklusbewertung einfließen. Hier scheiden sich die Geister bzgl. der korrekten Methode. Eins steht fest: Lebensmittelanalysen aus der Industrie sind nicht geeignet, um Lebensmittel hinsichtlich Ihrer Umwelteffekte miteinander zu vergleichen. Derzeit gibt es viele neue Bewertungsansätze, die derzeit geprüft werden. Fest steht, dass die Nährstoffqualität und Bioverfügbarkeit wichtige Rollen spielen.

Tierwohl Bestandsgröße

Deutschland gehört zu den Ländern mit den höchsten Standards in der landwirtschaftlichen Nutztierhaltung und erzeugt tierische Lebensmittel hoher Qualität. In der öffentlichen Diskussion um das Tierwohl wird häufig ein negativer Zusammenhang zwischen der Betriebs- bzw. Herdengröße und dem Tierwohl vermutet. Untersuchungen des bundesweiten Projektes Nachhaltigkeitsmodul Milch zeigen jedoch, dass entgegen der weit verbreiteten Annahme größere Milchviehbetriebe statistisch nicht mit einem schlechteren Tierwohl einhergehen. Für die Tierschutzgesetzgebung spielt die Betriebsgröße ebenfalls keine Rolle, da die Tierschutzvorgaben pro Tier gelten - unabhängig von der Bestandsgröße.

Die Erwärmungswirkung von Methan ist offenbar geringer als sie in aktuellen Berechnungsmethoden ermittelt wird. Wissenschaftler der Universität Oxford sind nun zu dem Ergebnis gekommen, dass die derzeitigen Ökobilanzen, die zur Bewertung der Klimafolgen der Agrarproduktion verwendet werden, viel zu einfach sind. Die verschiedenen Nuancen innerhalb landwirtschaftlicher Systeme, insbesondere die Eigenschaften des von der Viehzucht freigesetzten biogenen Methans, würden nicht beachtet, berichtete die britische Absatzförderungsorganisation für Landwirtschaft und Gartenbau (AHDB) jetzt in einem Hinweis auf die Studie, die in der Zeitschrift Environmental Research veröffentlicht wurde.

Milchland Niedersachsen hat ein Video veröffentlicht, in dem aufgezeigt wird, wo bei der Milchproduktion Treibhausgasemissionen anfallen, welche Möglichkeiten zur Verringerung es gibt, warum Deutschland ein guter Standort für die Milch ist und was der Kohlenstoffkreislauf und Grünland damit zu tun haben.

Die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) zeigt in einer aktuellen Publikation den Wert tierischer Lebensmittel für eine gesunde Ernährung auf. Dabei stehen besonders Kinder und Jugendliche in der Aufmerksamkeit. Die in tierischen Lebensmitteln enthaltenen Makro- und Mikronährstoffe haben eine besondere Bedeutung für die Aufrechterhaltung wichtiger Gesundheitsfunktionen und eine gesunde Entwicklung.

Zitatgrafik Klaus Martin Fischer

Die Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) für den Fleischkonsum liegt bei 600 g pro Woche. Jetzt kursierten Äußerungen in den Medien, dass diese Empfehlung stark reduziert werden müsse. Man spricht seitens der DGE nun von 70 g Fleisch pro Woche. Bei den Empfehlungen würden künftig zusätzlich zu Ernährungs- und Gesundheitsaspekten auch ökologische Nachhaltigkeitskriterien, wie Treibhausgas-Emissionen, berücksichtigt, so die DGE. Die neue Empfehlung soll bis Ende 2023 in die Ernährungsstrategie von Landwirtschaftsminister Özdemir einfließen und in zahlreichen Kantinen angewendet werden.

You W, Henneberg R, Saniotis A, Ge Y, Henneberg M. Total Meat Intake is Associated with Life Expectancy: A Cross-Sectional Data Analysis of 175 Contemporary Populations. Int J Gen Med. 2022 Feb 22;15:1833-1851. doi: 10.2147/IJGM.S333004. PMID: 35228814; PMCID: PMC8881926.

Es wird immer wieder behauptet, dass eine pflanzlichen Ernährung (Vegetarismus) positiv für Lebenserwartung und Gesundheit sei. Leider fehlt es hierfür an repräsentativen Daten und der Einfluss anderer Faktoren (Alkohol-, Tabakkonsum, Sport) wird womöglich nicht ausreichend berücksichtigt. Ein Forscherteam hat sich jetzt die Daten aus 175 Ländern angeschaut - mit erstaunlichen Ergebnissen. Der Verzehr von Fleisch scheint positiv mit der Lebenserwartung zu korrelieren, auch wenn der Einfluss des Lebenstils auf die Ergebnisse korrigiert wurde.

Mehr Milch und gleichzeitig geringere Emissionen – so sieht die Entwicklung in der Milcherzeugung in Deutschland in den vergangenen 20 Jahren aus. Im Jahr 2021 wurden in Deutschland insgesamt 31,9 Mio. Tonnen Milch erzeugt. Diese Steigerung um 19 Prozent im Vergleich zu 2001 hat ihre Ursache in der gestiegenen Milchleistung der Kühe.