BRS News
Auf unseren Höfen und in unseren Familien bewegt uns zutiefst wie in der Bevölkerung der Überfall Russlands auf die Ukraine
, sagt Dr. Holger Hennies, Präsident des Landesbauernverbands zur aktuellen Situation in der niedersächsischen Landwirtschaft. Uns erreichen nicht nur zahlreiche Solidaritätsbekundungen und intensive Überlegungen zu Hilfsangeboten, sondern auch viele Fragen über die noch zu erwartenden Konsequenzen für die Agrarmärkte durch den Krieg. Wir unterstützen vorbehaltlos die weltweiten Sanktionen gegen die russischen Angreifer. Als zentrale Frage steht aber auch völlig unerwartet wieder die Sorge um eine ausreichende Versorgungssicherheit mit bezahlbaren Lebensmitteln im Raum
, bewertet Hennies eine der politischen Folgen der Eskalation der Entwicklungen.
Das kürzlich im International Journal of Animal Biosciences veröffentlichte Paper Animal board invited review: Animal source foods in healthy, sustainable, and ethical diets – An argument against drastic limitation of livestock in the food system
kommt zu dem Schluss, dass eine starke Reduzierung des Viehbestands zu einem fragilen Lebensmittelsystem und zu gesellschaftlichen Schäden führen kann.
Wenn sie gut geführt wird, trägt die Tierhaltung zur Bewirtschaftung der Ökosysteme und zur Gesundheit der Böden bei und liefert gleichzeitig qualitativ hochwertige Nahrungsmittel durch die Wiederverwendung von Ressourcen, die ansonsten nicht für die Nahrungsmittelproduktion geeignet sind, wobei Grenzertragsflächen und ungenießbare Materialien (Futtermittel, Nebenprodukte usw.) genutzt werden.
Die Untersuchung von Lebensmitteln auf Tierarzneimittelrückstände ist in verschiedenen Programmen, wie z. B. der bakteriologischen Fleischuntersuchung, dem Rückstandskontrollplan oder Landesprogrammen verankert. Die meisten Proben werden auf Antibiotika geprüft. Die Probenahme erfolgt häufig in den Schlachtbetrieben. Ziel ist die Kontrolle, ob Wartezeiten bei den geschlachteten Tieren eingehalten und die gesetzlichen Höchstmengen zugelassener Präparate nicht überschritten wurden. Außerdem wird auf Wirkstoffe geprüft, die keine Zulassung in der Tiermedizin haben. Weiterhin werden Proben in Tierhaltungsbetrieben und auf der Einzelhandelsstufe entnommen.
Im Rahmen des Nationalen Rückstandskontrollplanes im Landesamt für Landwirtschaft, Lebensmittelsicherheit und Fischerei (LALLF) konnten keine nicht zugelassene Wirkstoffe nachgewiesen werden. In nur vier Proben Rindfleisch und einer Probe Hähnchenfleisch, alle im Schlachthof entnommen, wurden Rückstände von Tierarzneimitteln gefunden. Bei den Arzneimitteln handelte es sich nur in einem Fall um einen antibiotisch wirksamen Stoff und mehrfach um entzündungshemmende Mittel. Im Vergleich mit den Vorjahren könnte man daraus schlussfolgern, dass die Tierhalter den Antibiotikaeinsatz vermindert haben bzw. die Anwendung regelkonform vornehmen.
Niedersachsens Agrarministerin Barbara Otte-Kinast und ihr Amtskollege aus Sachsen-Anhalt, Minister Sven Schulze, trafen sich am 10.03. zu politischen Gesprächen auf der Burg Warberg (Landkreis Helmstedt). Im Mittelpunkt des Treffens stand die Burg Warberger Erklärung
, die vor dem Hintergrund der kriegerischen Auseinandersetzungen in der Ukraine von den unionsgeführten Agrarressorts formuliert wurde. Gemeinsam trugen Barbara Otte-Kinast und Sven Schulze die Position der Länderminister aus Bayern, Baden-Württemberg, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Sachsen-Anhalt vor. Die dreizehn Punkte umfassende Erklärung richtet sich an den Bund, die Europäische Union und die Wirtschaft. Ministerin Otte-Kinast: Die Ukraine fällt als Kornkammer Europas und wichtiger Erzeuger von Sonnenblumen, Mais und Weizen aus. Die gesamte Agrarpolitik muss auf den Prüfstand. Es gilt sofort im Sinne der Landwirtschaft und der Ernährungssicherung zu handeln.
Landwirtschaftsminister Schulze: In einer Krise wie dieser müssen wir die Potenziale unserer heimischen Landwirtschaft aktivieren. Ökologische Aspekte sind wichtig, sie müssen aber jetzt für die nötige Zeit ein Stück zurücktreten. Produktionseinschränkende Maßnahmen sollten zurückgefahren werden, denn wir tragen auch Verantwortung für die Versorgung außerhalb der Grenzen Deutschlands und Europas.
In der Erklärung heißt es: Wir fordern den Bund auf, ebenfalls seine agrarpolitischen Handlungsspielräume im Interesse der kurzfristigen Abmilderung der Krisenfolgen zu nutzen. Hierzu sollte unter anderem im Rahmen der Umsetzung der Gemeinsamen EU-Agrarpolitik die vorübergehende Aussetzung von Verpflichtungen zur Flächenstilllegung ermöglicht werden. Damit könnten diese Flächen weiter zum Pflanzenanbau genutzt werden.
destatis - Die Erzeugerpreise landwirtschaftlicher Produkte waren im Januar 2022 um 21,1 % höher als im Januar 2021. Gegenüber Dezember 2021 stiegen die Preise um 1,7 %. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) weiter mitteilt, erhöhten sich die Preise für pflanzliche (+23,6 %) und für tierische Erzeugnisse (19,3 %) deutlich gegenüber dem Vorjahresmonat.
Der Ukrainekrieg führt zu massiven Störungen
im Geschäftsbetrieb aller Unternehmen, auch der Landwirte und Lebensmittelhersteller. Bestehende Verträge, die vor dem Krieg abgeschlossen wurden, werden jetzt aufgekündigt. Dabei berufen sich die Unternehmen auf die Rechtgültigkeit der Force Majeure
.
Deutscher Bundestag (hib/NKI) - Die Bundesregierung will in diesem Jahr eine verbindliche Tierhaltungskennzeichnung auf den Weg bringen. Dazu werde kurzfristig ein Gesetzentwurf vorgelegt werden, der in diesem Jahr in die parlamentarischen Beratungen gehen wird, heißt es in einer Antwort (20/811). Die AfD-Fraktion hatte sich in einer Kleinen Anfrage (20/642) erkundigt, ob die Einführung einer verbindlichen Tierhaltungs- und Herkunftskennzeichnung geplant sei. Die EU-Kommission habe in der Farm to Fork
-Strategie angekündigt, eine Erweiterung der verpflichtenden Herkunftskennzeichnung für bestimmte Lebensmittel zu prüfen und bis zum vierten Quartal 2022 einen Legislativvorschlag vorzulegen. Die Bundesregierung unterstütze die Pläne der EU-Kommission, die verpflichtende Herkunftskennzeichnung auf weitere Lebensmittel auszuweiten. Durch EU-weit einheitliche Regelungen fänden die Verbraucherinnen und Verbraucher EU-weit die gleiche Kennzeichnung sowie die Wirtschaft den gleichen Rahmen vor, was zu Kosteneinsparungen gegenüber unterschiedlichen nationalen Regelungen und zu fairen Wettbewerbsbedingungen in allen EU-Staaten führe. Das Ergebnis der Folgenabschätzung und der Legislativvorschlag der EU-Kommission sollten abgewartet werden. Die Bundesregierung behalte sich jedoch vor, nationale Regelungen in Betracht zu ziehen, wenn eine befriedigende Lösung auf EU-Ebene ausbliebe. Im Rahmen der Arbeiten zur Umsetzung einer verbindlichen Haltungskennzeichnung würden auch die bereits auf dem Markt bestehenden Kennzeichnungssysteme betrachtet. Derzeit könnten noch keine Aussagen gemacht werden, wie diese bei der verbindlichen Haltungskennzeichnung berücksichtigt werden können.
Teller oder Tank?
DVT - Nach der deutschen Geflügelwirtschaft fordern nun auch die Tiernahrungsproduzenten, Getreide nicht weiter für die Produktion von Bio-Sprit zu verwenden. Hermann-Josef Baaken, Sprecher der Geschäftsführung des Deutschen Verbandes Tiernahrung (DVT), sagte der Neuen Osnabrücker Zeitung
: Es müsse alles dafür getan werden, dass es infolge ausbleibender Getreide- und Rohstofflieferungen aus der Ukraine zu keinen Engpässen bei der Versorgung mit Futtermitteln kommt. Vor diesem Hintergrund müsse der Einsatz von Getreide in der Kraftstoffproduktion hinterfragt werden. Baaken sagte: Wir müssen eine Diskussion darüber führen, was wichtiger ist: Teller oder Tank. Für mich ist die Antwort der Teller. Lebensmittel haben Vorrang.
Von den gesetzlichen Rahmenbedingungen hängt die Zukunft der heimischen Nutztierhaltung ab!
Die Ampel-Koalition hat ambitionierte Ziele für den Umbau der Nutztierhaltung. Wie sie realisiert werden sollen, ist an vielen Stellen noch unklar. Dabei liegen konkrete Fahrpläne und auch Beschlüsse für noch mehr Tierwohl und Nachhaltigkeit längst auf dem Tisch. Die Politik muss 2022 endlich in die Umsetzung kommen.
"Die Situation der baden-württembergischen Schweinehaltungsbetriebe ist weiter besorgniserregend. Die Absatzeinbrüche bei allen Marktteilnehmern der Wertschöpfungskette ‚Schweinefleisch‘ führen seit vielen Monaten zu einem sehr niedrigen Preisniveau für Schlachtschweine und Ferkel. Im Hinblick auf die Gesunderhaltung und Sicherung der Tierbestände in dieser wirtschaftlich schwierigen Lage sollen daher die baden-württembergischen Ferkelerzeuger auf Antrag mit zusätzlichen Mitteln bei den Beiträgen zur Tierseuchenkasse Baden-Württemberg im Rahmen von De-minimis-Beihilfen entlastet werden.
Im Jahr 2021 erhielten Milchbäuerinnen und -bauern im Durchschnitt 36,27 Cent pro Kilogramm konventionell erzeugter Milch von deutschen Molkereien. Dabei entspricht ein Liter Milch 1,03 Kilogramm. Für Biomilch gab es knapp 39 Prozent mehr, nämlich 50,25 Cent. Vergleicht man dies mit dem Durchschnitt der vorangegangenen fünf Jahre, erhielten konventionelle Betriebe 3,5 Cent, Bio-Betriebe knapp zwei Cent mehr als in den Vorjahren. Gegenüber 2020 konnten vor allem die konventionellen Milchviehhalterinnen und -halter einen deutlichen Zuwachs verbuchen. Hier stieg der Milchpreis um über zehn Prozent. Für Biomilch gab es lediglich vier Prozent mehr als im Vorjahr, dafür konnte die 50 Cent-Marke geknackt werden.